Der Erzähler Engelbert Ratgeber – der sich in Anlehnung an eine Romanfigur<br/>von Jakob Wassermann so nennt – ist zeitlebens mit Déjà-vu<br/>Erlebnissen konfrontiert, die sich auf den Krieg in Europa beziehen. Es<br/>fällt ihm schwer, Lebensrealität, Literatur und geschichtswissenschaftliche<br/>Recherchen auseinander zu halten. Engelbert wird unter einem<br/>Pseudonym der meistgelesene deutschsprachige Autor zum Ersten<br/>Weltkrieg, den er als Schlüsselereignis sieht. Er versucht eine Klärung<br/>und Vereinheitlichung der dissoziativen Erlebniswelten und besucht<br/>am Vorabend der europäischen Zeitenwende von 2022 die Orte seiner<br/>Erinnerungstäuschungen, wobei das psychologische Phänomen<br/>zunehmend in den Hintergrund tritt. Die historischen Begebenheiten<br/>und ihre Verortung gelangen dagegen in den Fokus. Eine Reise durch<br/>ein Jahrhundert des Krieges in Europa beginnt, führt unter anderem<br/>über Bosnien, Belgien, Nordfrankreich, in die Türkei, nach Armenien<br/>und die Ukraine, und findet ihren Abschluss am Schauplatz der Nürnberger<br/>Prozesse.