Das Grundproblem der Kritik der reinen Vernunft, das mit Fug das Grundproblem Kants überhaupt genannt werden darf, ist von Kant selbst klar als solches bezeichnet worden. Es ist, in seiner Sprache ausgedrückt, das Problem der Möglichkeit der synthetischen Urteile a priori. Auf die Lösung dieser Frage ist Kants ganze Geistesarbeit gerichtet, sie zu beantworten, ist die Hauptfunktion seines transzendentalen Idealismus. -<br><br>Die Endabsicht der folgenden Untersuchung ist die Wiederaufnahme und Weiterführung des Kant hierbei ursprünglich vorschwebenden Problems. Wir werden zunächst die besondere Gestaltung und Auflösung, die dieses Problem im Denken Kants erfuhr, in ihrem gedanklichen Aufbau klarzulegen und aus ihren logischen Motiven zu verstehen suchen; wir werden dann die Lösung Kants auf ihren Lösungswert und die zu ihr drängenden Gedankengänge auf ihre Stichhaltigkeit hin prüfen; wir werden endlich uns dadurch zu dem Versuch genötigt und gerüstet sehen, das neuzustellende Problem einer neuen Lösung entgegenzuführen.<br><br>Die Darstellung und Kritik jener machtvollen historischen Erscheinung des philosophischen Denkens steht uns somit im Dienst der sachlichen Fortführung eines bleibend wichtigen Problems. Denn das Grundproblem Kants ist ein Grundproblem der Philosophie!