&quot;In einem verdunkelten Zimmer im Erdgescho&szlig; sitzt der Herr des Hauses an einem Tisch. Die jungen M&auml;dchen haben ihm eine Sch&uuml;ssel mit Kirschen hingestellt &ndash; ab und an tastet er mit vorsichtigen Fingern nach den Kirschen. Er findet einen Zwilling, einen Augenblick z&ouml;gert er, dann h&auml;ngt er sich die Doppelkirsche fast trotzig &uuml;bers Ohr. Er hat sich daran erinnert, da&szlig; er so tat, als er noch ein Kind war. Er f&uuml;hlt das glatte, k&uuml;hlende Fruchtfleisch sanft an der Wange. So sitzt er da, im Halbdunkeln, mit eisgrauen Schl&auml;fen und genie&szlig;t eine eingebildete Liebkosung. Mehr gibt es nicht f&uuml;r diesen allein sitzenden Mann: er ist blind.&quot;<br /><br />Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (1893-1947) war ein deutscher Schriftsteller. Bereits mit dem ersten, 1920 ver&ouml;ffentlichten Roman &quot;Der junge Goedeschal&quot; verwendete Rudolf Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei M&auml;rchen der Br&uuml;der Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von &quot;Hans im Gl&uuml;ck&quot; und der Nachname auf das sprechende Pferd Falada aus &quot;Die G&auml;nsemagd&quot;: Der abgeschlagene Kopf des Pferdes verk&uuml;ndet so lange die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin zu ihrem Recht kommt. Fallada wandte sich sp&auml;testens 1931 mit &quot;Bauern, Bonzen und Bomben&quot; gesellschaftskritischen Themen zu. Fortan pr&auml;gten ein objektiv-n&uuml;chterner Stil, anschauliche Milieustudien und eine &uuml;berzeugende Charakterzeichnung seine Werke. Der Welterfolg &quot;Kleiner Mann &ndash; was nun?&quot;, der vom sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik handelt, sowie die sp&auml;teren Werke &quot;Wolf unter W&ouml;lfen&quot;, &quot;Jeder stirbt f&uuml;r sich allein&quot; und der postum erschienene Roman &quot;Der Trinker&quot; werden der sogenannten Neuen Sachlichkeit zugerechnet.