Europas Schicksal war von allem Anfang an in einem erheblichen Ausma&szlig; von seiner Geographie vorgezeichnet. Der r&auml;umlichen Zerrissenheit des Kontinents entspricht eine politische Fragmentierung, die seine Geschichte besiegelte: Zunehmend blutige Kriege zwischen den verschiedenen Teilbev&ouml;lkerungen, die sich fortw&auml;hrend festigende Ausbildung nationaler Identit&auml;ten und Leidenschaften, wie auch das Scheitern imperialer Einigungsversuche, pr&auml;gten den Kontinent. Die sp&auml;te Gr&uuml;ndung einer Europ&auml;ischen Union konnte auf diesem Hintergrund nur die Gestalt einer &ldquo;schwachen&rdquo; Konf&ouml;deration annehmen, die ihre demographischen und &ouml;konomischen St&auml;rken im Kampf der gro&szlig;en M&auml;chte um die Weltherrschaft nur eingeschr&auml;nkt zur Geltung bringen kann. Europ&auml;ische Politik kann unter diesen Bedingungen nur die Gestalt einer fortgesetzten klugen Bem&uuml;hung annehmen, nicht in das Kielwasser - oder auch das Fadenkreuz - der einen oder anderen machtvollen Str&ouml;mung zu geraten und im weltpolitischen Antagonismus zerrieben zu werden. Also: Welche aktive Rolle soll und kann Europa unter diesen Bedingungen heute spielen? Welche Aufgaben kann es wahrnehmen? Wir k&ouml;nnen diese Fragen nur auf dem Hintergrund einer illusionslosen Betrachtung seiner Entstehungsgeschichte beantworten.<br /><br /><b>Helmut Klages </b>ist ein - inzwischen emeritierter - Soziologe, der zahlreiche B&uuml;cher und Aufs&auml;tze zu verschiedenen Themen ver&ouml;ffentlichte, welche die Situation der Menschen unter den modernen Lebensbedingungen, wie auch deren Probleme und Gestaltungsm&ouml;glichkeiten betreffen.<br />