Der Sensible geht in der Masse unter und scheut sie wie eine Schlangengrube. <br> <br>Intelligenz ist das Organ zum Denken, wie das Auge das zum Sehen ist, und kann auch von einer Art grauem Star befallen werden. <br> <br>Den meisten Zeitgenossen erscheint das Talent als Genie und das Genie als Talent. <br> <br>Sommerliche Blumenwiese: stille Fülle. <br> <br>Inbesitznahme: Vergewaltigung, die sich als Liebe ausgibt. <br> <br>Vollendung: ein Geschenk, das man sich erarbeiten muß. <br> <br>Der Ausgezeichnete macht etwas hervorragend – der Mittel­mäßige versucht es richtig zu machen. <br> <br>Der psychologische Roman zeigt seine Figuren nicht körper­lich, sondern seelisch nackt. <br> <br>Soziologie: Wissenschaft vom menschlichen Zusammenleben – Literatur: Gemälde davon. <br> <br>Sollten die Menschen den Sprung ins Höhere schaffen, werden die Zukünftigen auf die Heutigen wie auf Mörderaffen her­abblicken. <br> <br>Mancher beruft sich auf seine Erfahrungen und unterschlägt seine Vorurteile. <br> <br>Das Trauma selbst wird nicht erinnert, generiert aber verzerrte Sichtweisen, die man für wahr hält und vehement verteidigt. <br> <br>Der moderne Staat funktioniert nicht, weil er ein Heer von Be­amten benötigt: Rädchen im Getriebe, die sich für Herrgötter halten und sich gegenseitig blockieren, bis sich die Maschine in sich selber festgefressen hat. <br> <br>Reifezeugnis: Hörigkeitszertifikat künftiger Staatsdiener. <br> <br>„Teamgeist“: Widerspruch in sich – Geist offenbart sich nicht im Team, sondern im Kopf. <br> <br>Sich auf die Justiz einlassen: in die Haut der Milchkuh schlüp­fen und sich auch noch aufs Glatteis begeben. <br> <br>Der radikale Linke bricht sich gewaltsam den Weg durch die komplizierte Realität: direkt auf seine einfach gestrickte Utopie zu – und landet im Chaos. <br> <br>Dumpfe sehen im Trivialen den Sinn und Sensible im Un­durchschaubaren einen Schleier vor dem Geheimnis. <br> <br>Entwickelte Länder leben auf Kosten der Entwicklungsländer, denen sie Entwicklungshilfe geben. <br> <br>Das Ende einer Gesellschaft bahnt sich an, wenn sie ihre Fikti­on für die Realität hält. <br> <br>Vieles ist verboten, aber nicht das Schaffen von Bedürfnissen: die hängen den Menschen an den Tropf von denen, die eigen­nützig Verbote erlassen. <br> <br>Wer befreit die Menschen von ihren Befreiern? <br> <br>Die moderne Welt ist schon genauso rostig und rissig wie ihre Betonbauten: Unkraut in bröckelnden Platten, als fasse die ver­triebene Natur wieder Fuß. <br> <br>